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Desinteresse Fast jeder zweite Wessi war noch nie im Osten

Geteiltes Land: Auch 16 Jahre nach der Wiedervereinigung hat fast die Hälfte der Westdeutschen noch nie den Weg in den Osten der Republik gefunden. Vor allem die jüngeren Westler zieht es offenbar nicht in die neuen Bundesländer.

Wiesbaden - Goethestadt Weimar, Semperoper und Frauenkirche in Dresden, Gewandhaus in Leipzig, Mecklenburgische Seenplatte, Elbsandsteingebirge - alles uninteressant? Fast die Hälfte der Westdeutschen verschmäht den Osten der Republik. 47 Prozent gaben in einer Umfrage an, in den 16 Jahren seit der Wiedervereinigung noch nie in Ostdeutschland gewesen zu sein. Nur zwölf Prozent der Ostdeutschen hatten dagegen laut Umfrage noch nie einen Fuß in eines der alten Bundesländer gesetzt.

Damit ist das Interesse der Deutschen am jeweils anderen Landesteil 16 Jahre nach der Wiedervereinigung noch sehr unterschiedlich ausgeprägt. Das ergab eine TNS-Emnid-Umfrage im Auftrag des Bundesarbeitgeberverbandes Chemie.

Aber die Westdeutschen bessern sich: Immerhin 52 Prozent der 2469 Befragten gaben an, bereits in Ostdeutschland gewesen zu sein. Das entspricht einem deutlichen Anstieg gegenüber 1996, als diese Frage nur von 39 Prozent bejaht worden war.

Der "typische Wessi", der nach Ostdeutschland reist, ist männlich, zwischen 50 und 64 Jahre alt und hat Abitur oder eine Universitätsausbildung.

Die Umfrage ergab, dass bisher mehr Männer in die östlichen Bundesländer gereist sind als Frauen (59 zu 46 Prozent) und dass der Osten bei Älteren beliebter ist als bei Jungen: Die Quote der "Ostreisenden" lag bei den 50- bis 64-Jährigen mit 64 Prozent am höchsten, bei den 14- bis 19-Jährigen mit 22 Prozent am niedrigsten. Von den Befragten mit Abitur oder Universitätsausbildung waren 74 Prozent bereits im Osten, von den Volksschulabgängern 44 Prozent und den Schülern 24 Prozent.

Von den 629 befragten Ostdeutschen besuchten 87 Prozent seit der Wiedervereinigung das Altbundesgebiet. In den Altersgruppen war die Quote der "Westreisenden" mit 86 Prozent bei den 14- bis 19-Jährigen bis hin zu 90 Prozent bei den über 65-Jährigen fast ausgeglichen. 97 Prozent der Ostdeutschen mit Abitur oder Universitätsausbildung besuchten Westdeutschland, 86 Prozent der Volksschulabgänger und 76 Prozent der Schüler.

smv/ddp

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